Ein Jahr Selbsthilfegruppe "Skin-picking" Köln hat jetzt auch ein druckbares Ergebnis: den ersten Informationsflyer für Betroffene und Angehörige.

Bisher ist Skin-picking kaum bekannt in Deutschland. Dabei betrifft es einen erheblichen Bevölkerungsanteil, nach konservativen Schätzungen mindestens eine Million Personen.

Damit diejenigen, die erkannt haben, an welcher Störung sie leiden, es leichter haben, darüber zu sprechen - zum Beispiel mit Ärzten oder Freunden - haben wir in der Selbshilfegruppe diesen Flyer konzipiert. Er soll in Arztpraxen und Beratungsstellen verteilt werden. Aber wer ihn selbst herunterladen und ausdrucken will, findet die PDFs unter diesem Link:

http://skin-picking.jimdo.com/

Hi Kraetzchen, gerade gelesen. Gefällt mir auf den ersten Blick ganz gut - nur den Teil "Männer tun das nicht - oder doch?" sehe ich kritisch. Es geht doch darum, dass man sich mit dem Aha-Erlebnis "das, was ich habe, heißt AE/skin-picking" endlich nicht mehr alleine fühlt oder wie jemand Abnormes.
Und jetzt stell dir mal vor, das liest ein knibbelnder Mann. Schlimmer noch, männlicher Teenager.
Denn die gibt es, auch wenn sie stark unterrepräsentiert sind. Ok, hier kenn ich noch keinen, aber bei meinen wilden Verirrungen im Internet hab ich auf amerikanischen Seiten auch von männlichen Betroffenen gelesen.
Wenn so jemand den Flyer liest und annehmen muss, er ist der einzige Mann auf der Welt, der das macht, und sonst tun das nur Frauen - das ist ja so, als würdest du ihm sagen, alle andern Männer haben einen 50cm langen Penis.

ich denke auch, dass solche daten dann auf richtige erhebungen gestützt sein sollten. also nicht auf den austausch. ich würd nämlich sagen, dass männer einfach weniger googeln zum thema "hilfe, ich drück pickel aus". männer haben ja auch mehr akne, vor allem am körper. ich könnte mir gut vorstellen, dass männer weniger im gesicht knibbeln. hast du studien zu der geschlechtsverteilung gefunden? und zu den anderen "fakten der typischen skinpickerin"

ich wär da eher kritisch, besonders auch mit den aussagen wie "eher hübsch" oder "überdurchschnittlich gebildet". oder zum "geht nur geschminkt aus dem haus". mir fallen immer so viele menschen mit nicht geschminkten wunden im gesicht auf, die nur durch kratzen entstanden sein können.

klar, ne auflistung beschreibt nie alle. aber man sollte eben eigene feststellungen nicht übergeneralisieren oder zumindest sowas schreiben wie "das ist ein beispiel, natürlich ist jeder mensch individuell"...

Wenn ich so drüber nachdenke: diese ganze Beschreibung der "typischen Pickerin" birgt gewisse Risiken.

Je genauer du etwas beschreibst, desto mehr schließt du alles aus, was du nicht explizit genannt hast.

Auf deiner website fand ich das irgendwie echt ok und hab es interessiert gelesen, aber ein Informationsflyer, der vielleicht in Arztpraxen landen soll - ich weiß nicht, da erwartet man wohl "abgesicherte Informationen" und stuft den Text des Flyers als "Wahrheit" ein, nicht als Diskussionsgrundlage. Was dazu führen könnte, dass sich Betroffene extrem verunsichert fühlen, wenn auf sie kein Punkt deiner Liste zutrifft.

Und bei einigen Dingen der Liste schwingt eine Wertung mit, je nachdem ob man dazugehört oder nicht.
Jemand, der sich nicht schminkt zum Beispiel - bekommt der vielleicht ein "schlechtes Gewissen" wenn sie liest, alle anderen Frauen überschminken das Problem?
Jemand, der nicht hübsch und überdurchschnittlich gebildet ist (objektiv betrachtet, und angenommen der jemand kann das objektiv einschätzen und/oder hat es so gesagt bekommen) - der wird doch sofort zum hässlichen dummen Entlein degradiert in einem Kreis der Erlauchten?
Jemand, der nicht sehr gut ist, in dem was er/sie tut (Stichwort Perfektionismus) - der wird zu einem "untypisch unzulänglichen" skin-picker erklärt durch diese Liste.

Also angenommen, jemand knibbelt, ist unhübsch, maximal durchschnittlich gebildet und maximal durchschnittlich im Job und was der jemand sonst noch so tut. Traut sich dieser Jemand an andere skin-picker heran, auf einem Treffen oder so? Wenn man erwarten muss, da mit hübschen, gebildeten Erfolgstypen konfrontiert zu werden?
Bah, ich hasse hübsche gebildete Erfolgstypen.

Nee, im Ernst, ich würde die zweite Seite des Flyers nochmal überdenken und ggf was umformulieren.

Nee, ich lasse den Flyer jetzt erst mal so. Eure Bedenken finde ich ein wenig übertrieben, da ich im Text des Flyers mehrmals darauf hinweise, dass es sich um subjektive Sichtweisen und Erfahrungswerte handelt. Zudem habe ich den Flyer in den Newslettern angekündigt und auch darauf hingewiesen, dass jeder, der will, ihn vorab lesen kann, um Änderungsvorschläge anzubringen. Die Kritik, die bis Redaktionsschluss kam, ging nicht in die von euch beiden vertretene Richtung. Also bleibt er jetzt so.