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Anlaufstellen vor Ort (Psychiatrische Institutsambulanz und Sozialpsychiatrischer Dienst)

#1 von Leela , 31.12.2010 17:00

Ein ganz liebes Dankeschön an die Verfasserin dieses Textes!



In Deutschland gibt es überall Anlaufstellen vor Ort, an die Menschen sich wenden können. „Vor Ort“ bedeutet in der Nähe des Wohnortes, sprich in dem Landkreis oder der kreisfreien Stadt, in der jemand lebt. Wer also in einer größeren Stadt lebt, hat gute Chancen, dass die Hilfsangebote in seiner Stadt zu finden sind, gerade in ländlicheren Gebieten kann es aber auch eine Stadt in der Nähe sein.

Die wichtigsten Anlaufstellen, die man überall finden kann, sind der sozialpsychiatrische Dienst und die Psychiatrische Institutsambulanz der zuständigen Psychiatrie (da nicht jedes Krankenhaus über eine psychiatrische Abteilung verfügt, ist es nicht immer das nächste Krankenhaus).

Viele Menschen scheuen sich, im Hilfe zu holen oder fragen sich, ob es denn schon genug ist. Gedanken wie „Ich muss mich halt zusammenreißen.“ Oder „Ich will niemand stören.“ Oder „Anderen geht es sicher schlechter als mir.“ und ähnlicheres spielen eine Rolle, wieso gezögert wird.
Es hilft, sich dabei immer wieder klar zu machen, dass die Menschen, an die man sich wendet Profis sind, die ihre Arbeit verrichten. Es ist ihr Job, für Menschen, denen es nicht gut geht, da zu sein. Und ähnlich wie bei einem Auto, was kaputt ist, kann man sich frühzeitig Hilfe holen. Wenn der Wagen irgendwo klappert und man nicht weiß wieso, tut man gut daran, frühzeitig einen Reparaturtermin zu organisieren und nicht weiterzufahren, bis die Kiste auseinanderfällt. Menschen sind in dieser Hinsicht erstaunlich ähnlich zu Autos. Viele Probleme lassen sich leichter beheben, wenn sie weniger eingefahren sind.

Hilfe braucht man, wenn man befürchtet, dass man es alleine nicht mehr schafft oder sich fragt, wie man es nur schaffen kann. Die Sorge, unberechtigt zu kommen, kann man getrost wegschieben – stellt sich heraus, dass besser eine andere Anlaufstelle beteiligt wird, wird man an die entsprechende Stelle verwiesen.
Entsprechend der Metapher mit dem klappernden Auto lässt sich hier sagen: Lieber einmal zu viel Hilfe gesucht als einmal zu wenig.

Da die wenigstens Menschen wissen, welche Aufgaben der sozialpsychiatrische Dienst und die psychiatrische Institutsambulanz haben, verunsichert viele das Wort „Psychiatrie“ zunächst. Psychiatrie, das klingt wie „irre“, „verrückt“ oder „nicht zurechnungsfähig“. Dabei ist es zunächst nur einmal das Fachgebiet der Medizin, welches sich mit seelischen Krankheiten und Problemen beschäftigt.
Fast jeder Mensch kennt seelische Schwierigkeiten, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Psychische Krankheiten sind nichts Seltenes und oftmals kein Zeichen von Verrücktheit. Sie kommen in den besten Familien vor. Sie sind ernstzunehmende Krankheiten, weswegen ihre Behandlung von den Krankenkassen bezahlt wird und sind für einen Großteil der Krankschreibungen und Frühberentungen zuständig. Es ist normal, auf ungesunde Lebensumstände mit Belastung zu reagieren.
Seele, mit ihren verschiedenen Zuständen, ist menschlich. Seelische Notstände, in die jeder geraten kann, sind ebenso menschlich und nichts, wofür man sich schämen müsste. Wer in einer Krise Hilfe sucht, ist nicht verrückt – sondern zeigt, dass er sich gut und kompetent um seine Gesundheit kümmert.

In einer akuten Krise, wenn du nicht mehr weiter weißt, kannst du dich jederzeit an die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) wenden. Dort ist immer jemand, jeden Tag, rund um die Uhr.
Viele PIAs bieten neben persönlichen Gesprächen auch telefonische Gespräche zur Krisenintervention an. Wenn es jemand aber sehr schlecht geht, kann es sein, dass der Arzt bittet, vorbeizukommen (genauso, wie ein verantwortlicher Arzt auch einen Menschen, der ihn wegen einer Blutung anruft, sehen muss, um zu entscheiden, was medizinisch notwendig ist).
Der Arzt der PIA macht sich ein Bild und entscheidet dann mit dem Patienten gemeinsam, was am sinnvollsten ist. Es gibt Menschen, die regelmäßige Gespräche in einer PIA in Anspruch nehmen. Andere nutzen spezielle Kurse und Angebote der PIA, wie Entspannungsgruppen oder Kreativtherapien. Andere nutzen die PIA, um einen ambulanten Therapieplatz zu bekommen. Andere lassen sich dort medizinisch betreuen und sich Medikamente verschreiben. PIAs bieten teilweise Hilfe im Umgang mit Behörden. Manchmal kommt in einem Gespräch in der PIA raus, dass eine stationäre Aufnahme in die Psychiatrie am sinnvollsten ist. Schon einige Nächte helfen manchmal, in anderer Umgebung, in der man fachlich betreut wird, wieder zur Ruhe zu finden.
So wie nicht alle körperlichen Krankheiten stationär durch einen Krankenhausaufenthalt behandelt werden müssen, gibt es auch seelische Probleme, wo eine ambulante Behandlung sinnvoll ist.
Um mehr zu erfahren, was PIAs anbieten, lohnt es sich, PIA bei einer Suchmaschine einzugeben und einfach mal ein paar Seiten zu lesen. Oft nehmen die Informationen dort schon den Schrecken, der zunächst mit dem Wort verbunden ist.

Viele Menschen haben Angst, wenn sie sich an einen Psychiater wenden, gegen ihren Willen weggesperrt zu werden. Diese Angst ist zum Glück in den meisten Fällen unbegründet. In Deutschland ist durch Gesetze genau geregelt, wann jemand gegen seinen Willen in ein Krankenhaus aufgenommen werden darf. Das ist genau in zwei Fällen so: Entweder man ist eine Gefahr für das eigene Leben oder eine Gefahr für das Leben anderer. In diesen Fällen muss jedoch auch unverzüglich ein Richter eingeschaltet werden, der die Entscheidung des Arztes prüft und ihr ein zeitliches Limit setzt. Sobald es dem Patienten besser geht, wird die richterliche Entscheidung aufgehoben.

Eine psychische Krankheit alleine erlaubt keinem Arzt, einen Patienten wegzusperren, wenn der Patient weder sich noch andere konkret bedroht und sich an Absprachen halten kann.

Wie findet man die zuständige PIA?
- man schaut im Telefonbuch unter „Krankenhäuser“ oder „Psychiatrie“
- man kann in einer Suchmaschine PIA/psychiatrische Institutsambulanz/Psychiatrie und den Wohnort oder Landkreis eingeben
- wenn man weiß, welches Krankenhaus in der Nähe eine psychiatrische Abteilung hat, kann man auf dessen Homepage gucken
- die Homepage einer Stadt- oder Landkreisverwaltung hat oftmals eine Liste der ansässigen Krankenhäuser
- wenn all diese Wege nicht zu Erfolg führen, kann man das normale Krankenhaus anrufen und dort nach der Nummer fragen
- in größeren Städten gibt es oft eine Bürgerhotline, auch dort erfährt man solche Dinge
- man kann seinen Hausarzt oder einen anderen Arzt fragen (geht natürlich nur, wenn der Öffnungszeiten hat)
- ebenso kann man, wenn all diese Wege nicht funktioniert haben), die Polizei unter ihrer Ortsnummer (nicht die 110!!! sondern eine normale Telefonnummer, die man über das Telefonbuch findet) anrufen und fragen, wo sich die zuständige Institutsambulanz befindet (Dabei sollte man sich aber im Klaren sein, dass die Polizei, wenn man sehr aufgelöst wirkt, eventuell jemand vorbeischicken. Man sollte also ruhig wirken und betonen, dass man anruft, weil man die Nummer nicht gefunden hat. Ebenso kann man einen Angehörigen oder Freund anrufen lassen, wenn man sehr beunruhigt ist)

- in wirklichen Notfällen kann man die 112 anrufen. Die Rettungsleitstelle dort wird aber nicht nur die Nummer rausgeben, sondern sich vermutlich einschalten (weil man ja einen Notruf abgesetzt) hat. Wer nur die Nummer möchte und keine Dringlichkeit hat, sollte es also vermeiden. Sonst kann vorkommen, dass man nicht die Nummer gesagt bekommt, sondern auch mit Blaulicht hingefahren wird.
Sollte eine Krise oder ein seelisches Problem jedoch so groß werden, dass man unverzüglich Hilfe der Psychiatrie erhalten möchte oder muss, ist das der Weg.
Wer konkret Angst hat, sich etwas anzutun, sollte sich schnell Hilfe suchen und wer dabei nicht garantieren kann, alleine/mit der Bahn/mit dem Taxi/in Begleitung eines Freundes heil und sicher in der Psychiatrie anzukommen, ist definitiv ein Notfall.

Wie funktioniert eine Kontaktaufnahme zur PIA?
Nummer raussuchen und anrufen . Dann kann man die Mitarbeiter fragen, ob neben der Krankenversichertenkarte eine Überweisung oder ähnliches benötigt wird. Sollte es nicht dringend sein, wird ein Termin vereinbart werden und dann geguckt, wie der Person geholfen werden kann. Bei einem psychiatrischen Notfall gilt, was für alle Notfälle gilt: man braucht keine Überweisung, muss aber, wenn man zuzahlungspflichtig ist, 10 € Notfallgebühr bezahlen.

Der Sozialpsychiatrische Dienst (SPD) ist eine Institution, die geschaffen wurde, um Menschen mit psychischen Krankheiten ein Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen. SPDs bieten Freizeitaktivitäten, Gruppengespräche, Räume zum Austausch, Tagesaktivitäten, Selbsthilfeaktivitäten, Angehörigengruppen und Beratung an. Oftmals werden dort ärztliche Sprechstunden abgehalten. In akuten Fällen können Hausbesuche gemacht werden, um zu schauen, wie es jemand geht. Es gibt Hilfestellungen, falls eine stationäre Behandlung oder eine ambulante Behandlung angebahnt werden müssen. Auch hier gibt es Hilfen von Sozialarbeitern, wenn organisatorische Dinge oder Behördenprobleme anstehen. Der SPD vermittelt oftmals auch gegenüber den behandelnden Ärzten und wird von ihnen eingeschaltet, um zusätzlich und ergänzend tätig zu werden. Da sich hier mehr findet, halten wir unsere Ausführungen kürzer. Wie bei der PIA auch findet man mit einer Suchmaschine viel hilfreiches, wenn man „Sozialpsychiatrischer Dienst“ eingibt.

Im Gegensatz zur PIA ist der SPD nicht rund um die Uhr erreichbar. Hier findet man Ansprechpartner zu den Öffnungszeiten. Es kann allerdings sein, dass Hilfe nicht so schnell angeboten werden kann, wie es ein Mensch braucht. In diesem Fall sei erneut auf die PIA verwiesen.

Wie findet man den SPD?
- man kann im Telefonbuch schauen
- man kann in einer Suchmaschine SPD/sozialpsychiatrischer Dienst und den Wohnort oder Landkreis eingeben
- die Homepage der Stadt- oder Landkreisverwaltung hat oftmals einen Eintrag
- man erkundigt sich bei der Stadtverwaltung oder dem Gesundheitsamt
- man kann seinen Hausarzt oder einen anderen Arzt fragen (geht natürlich nur, wenn der Öffnungszeiten hat)


*Admina*

( ¯`·•15.10.2006•·´¯ )

 
Leela
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zuletzt bearbeitet 01.01.2011 | Top

   

Telefonnummern bei Krisen und Notfällen (meist rund um die Uhr erreichbar)
da z.zt. keine neuregistrierungen möglich sind, schreib ich

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